Effizienz und Effektivität

Wenn die Richtung nicht stimmt, hilft auch das Tempo nicht.

Verwechslung von Effizienz und Effektivität

Bewusste Qualität statt blinder Quantität gilt auch für Arbeitsleistung. Denn ein hoher Output am Ziel vorbei mag zwar effizient aussehen, ist aber nicht effektiv. Effektivität wiederum hängt von dem festgelegten Ziel ab, und das kann ganz individuell sein. Wie vielfach in Coachings betont: Es hilft daher auf jeden Fall, bewusst ein Ziel festzulegen!

Zur Begriffsklärung ein Ausschnitt aus einem früheren Beitrag:

„Die Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft und ihren Einsatzgebieten erinnert mich an den Kontrast zwischen Effizienz, definiert als Produktion/ Leistung pro Zeit bzw. Output pro Einsatz, und Effektivität als Geschwindigkeit, in der ich mich einem Ziel nähere. Ich kann zwar super effizient meine ganze To-Do-Liste abarbeiten und im Blitz-Tempo meine Wohnung putzen, aber wenn das Ziel eigentlich sein sollte, für ein bestimmtes Projekt eine Abgabefrist einzuhalten, ist so ein Vorgehen nicht effektiv, um die Vorgabe einzuhalten.“

Wenn Angestellte in Krankenhäusern über zunehmende Arbeitslast und abnehmende Zufriedenheit klagen, hat das auch mit diesen notwendigen qualitativen Überlegungen zu tun. Ein erfolgreiches Berufsleben definiert sich selten allein über die Arbeitszeit, sondern über den Arbeitsinhalt oder das, was eine Person oder Team bewegen kann. Ein unpassender Job wird nicht automatisch durch eine attraktivere Bezahlung oder geringere Stunden besser, höchstens weniger schlimm.

Qualität statt Quantität war die Antwort einer Klientin im Gespräch über ihre gesteigerte Freude am Beruf nach dem Wechsel der Tätigkeit. Und plötzlich war auch eine 40+ Stundenwoche eine Freude, wo früher 25 Wochenstunden eine Plackerei waren. Wie es so oft ist bei erfolgreichem Umstieg, wurde diese passendere Tätigkeit auch noch höher vergütet.


Chance durch Neuausrichtung

Es lohnt sich also, einen äußeren Ruf nach (blinder) Effizienz abzuschütteln und bewusst nach der eigenen Zielsetzung für Effektivität zu schauen. Das gilt für die Makro-Sicht eines Berufswechsels, für die Nahaufnahme jedes einzelnen Arbeitstages, aber auch für jede Chance einer internen Umstrukturierung:

Welche Aufgabe mache ich besonders gut? Welche besonders gerne? Welche ist besonders effektiv, um das große Ganze zu unterstützen?

Damit steigt die Zufriedenheit im Hier und Jetzt und langfristig. Im besten Fall nicht nur individuell, sondern auch für das größere Team, die Firma oder Familie.

Was auf jeden Fall nicht hilft, ist der Versuch, eine nagende Unzufriedenheit, eigentlich ein Warnzeichen, mit dem Streben nach höherem Output, höherer Effizienz oder stumpfer Mehrarbeit zu betäuben. Leider ist das einer der Suchtmechanismen hinter „Workaholic“, Erschöpfung und Ablenkung ähnlich dem Griff zur Weinflasche.

Konkrete Ansätze

Heilsamer ist es, diesem Sirenen-Ruf des scheinbaren Erfolgs durch gesellschaftlich hochgelobte „Leistung“ zu widerstehen und statt mehr weniger zu tun. Innezuhalten und Klarheit zu schaffen. Manche Menschen richten lösungsorientiert den Kompass neu aus auf die eigentlich gewünschte Richtung. Sie definieren ein besseres Ziel, naheliegend wie Konzentration auf die Kernkompetenzen durch Reduktion von Ballast wie Dokumentationsaufgaben oder disruptiver bis hin zum Arbeitsplatzwechsel.

Andere Personen öffnen einen Raum für einen Wachstumsprozess mit offenem Ende, der in unserer Kultur scheinbar stark mit dem Effizienzgedanken kollidiert. Das können Meditationen, Achtsamkeitspraxis, Kunst, Musik oder geführte kontemplative Ansätze sein wie z.B. „DIG deep“, vorgestellt auf Seite 22 in Die Gaben der Unvollkommenheit von der US-amerikanischen Sozialpädagogin und Scham-Forscherin Brené Brown.

Einige Beiträge zum Hinterfragen von beruflichen Zielen

Workoholismus

Was füllt das Lebensglas?

Fremde Maßstäbe oder Job wechseln?

Was ist Ihnen wichtig?

Feminismus – gut für Männer

Efficiency. […] But the underlying assumption is that „more“ and „faster“ are better. Is that necessarily true? There’s a vital difference between efficiency and effectiveness. You may abe driving down the highway, enjoying great traveling weather, and getting terrific mileage. You may be very efficient. But if you’re headed south down the California coast Highway 101 and your destination is New York City – some three thousand miles to the east – you’re not being very effective.

Stephen R. Covey, A. Roger Merril, Rebecca R. Merril: First Things First, page 26

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