Es kann vernünftig sein, den Verstand zurückzustellen!

…zugunsten der Vernunft, Prinzipien und Werte vor logischen Argumenten.

Der Unterschied zwischen Verstand (lateinisch oft intellectus)und Vernunft (lateinisch u.a. ratio) führt gleich in eine lange Analyse und Kulturgeschichte der Philosophie, in Feinheiten von Übersetzungen aus dem Griechischen (Platons dianoia versus nous) und vieles mehr. Daher beschränke ich mich hier lieber persönlich auf die Inspiration durch einen philosophischen Abend zum Thema „Entscheidungen treffen“ vom Dr. Hofweber Institut (s. Video unten), großartig organisiert von Thomas Wüllner von p4 career. Zweierlei nehme ich von der komplexen Diskussion mit:

Damit ähnelt Vernunft – als neurobiologischer Querverweis – dem Prinzip des autobiografischen Gedächtnis, den frühkindlichen Erinnerungen wie an das Parfüm der Mutter, die vielleicht erst Jahrzehnte später urplötzlich hochkommen, wenn eine Passantin es trägt. Auch Fahrrad-Fahren rein mit Worten zu erklären ist schwer, kaum sitzen wir aber drauf, können wir ohne Zweifel losradeln, wenn wir es einmal gelernt haben. Ähnlich funktionieren instinktive Alarmreaktionen auf Rauchgeruch etc.

Erst viel später entwickelt sich die Hirnleistung, die uns erlaubt, Erinnerungen in Sprache zu verpacken, Mathe und Hauptstädte zu lernen, das deklarative oder explizite Gedächtnis. Die Ausdifferenzierung der Hirnleistung, die wir dann für das sogenannte „Verstandesdenken“ benutzen.

b) Die Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft und ihren Einsatzgebieten erinnert mich an den Kontrast zwischen Effizienz, definiert als Produktion/ Leistung pro Zeit bzw. Output pro Einsatz, und Effektivität als Geschwindigkeit, in der ich mich einem Ziel nähere. Ich kann zwar super effizient meine ganze To-Do-Liste abarbeiten und im Blitz-Tempo meine Wohnung putzen, aber wenn das Ziel eigentlich sein sollte, für ein bestimmtes Projekt eine Abgabefrist einzuhalten, ist so ein Vorgehen nicht effektiv, um die Vorgabe einzuhalten.

Schön illustriert ist der Unterschied in der Erklärung Kai Fröbs, eines Münchener Hegel-Fans in seinem Online-Projekt-Vorgänger zur aktuellen „Kais Hegelwerkstatt“ folgendermaßen:

der Verstand versucht seine Ziele möglichst gut zu erreichen, alles möglichst richtig zu machen.

die Vernunft versucht gute Ziele zu erreichen, das Richtige zu machen.

 

Mit dieser Vorkenntnis entfalten auch Zitate ihre Aussage, wie letztendlich auch unser Berufsalltag wieder menschlicher werden kann:

Wenn der Mensch so viel Vernunft hätte, wie Verstand, wäre vieles einfacher.

Linus Pauling

 

Die Vernunft ist die Opposition innerhalb des Verstandes.

Gerhard Uhlenbruck

Ich denke, diese Aussagen berühren auch immer wieder die Debatte zur Ökonomisierung im Gesundheitswesen: Ein Krankenhaus kann durch exakte Berechnungen, professionelle Wirtschafts-Beratungsunternehmen etc. sehr sparsam arbeiten, sehr effizient, und trotzdem kaum effektiv zu einer gesünderen Bevölkerung beitragen. Leider. Das finden wir dann alle sehr unvernünftig.

Auf die praktische Anwendung von solchen philosophischen Gedanken hat sich der o.g. praktische Philosoph Dr. Hofweber spezialisiert und unterstützt Unternehmen in strategischen Grundsatzfragen. Einen Vorgeschmack auf die Argumentationstiefe und Anwendung in die Praxis bietet das Video:

 

 

 

 

Intellect and ratio are not the same! Quite an interesting philosophic input I got last week.

Along those lines there should be an English original to the quote I could only relate back from German:

 

If people had as much reason as they are intellectual, much would be easier.
Linus Pauling

If you find the original wording, I am very happy to correct it here! Thanks!

And a befitting sequel from German:

Reason is the opposition within the mind.
Gerhard Uhlenbruck

 

 

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