Neujahrsvorsatz für Selbst-AnspornerInnen

Ich beabsichtige, für 30 Tage Selbstkritik aufzugeben.

Was, wenn Veränderung ganz anders kommt? Nicht durch Disziplin, harte Arbeit und Strenge mit mir selbst, sondern durch innere Aufrichtigkeit und Konsequenz, die sich auch mal nach einer Befreiung anfühlen kann statt noch einem Punkt mehr auf der „To-Do-Liste“?

Schön wäre es. Und gerade Idealisten, Perfektionistinnen und Personen mit hohem Arbeitsethos, hohen Erwartungen an sich selbst und hohem eigenen inneren Antrieb kann dieser Gedanke die Revolution bringen, die ein weiteres Maßnahmenpaket trotz aller willentlichen Anstrengung nicht könnte.

Viel zu häufig „brauchen“ wir, wenn wir zu diesem „zu viel“ tendieren, für diese Einsicht oder Erlaubnis eine Bremse von außen. Einen Dämpfer wie einen Schicksalsschlag oder das Erleben einer schweren Krankheit im direkten Umfeld. Sehr schade. Sicher ist es auch nicht zwangsläufig als Ursache-und-Wirkung wirklich kausal nachweisbar. Es kann aber Kraft geben, etwas eigentlich Negativem für das eigene Leben diese positive Seite abzugewinnen. Ein Anstoß zum Innehalten und Hinterfragen der eigenen Verhaltensmuster ist es allemal.

Diese Gelegenheit kommt ja glücklicherweise in ganz, ganz milder, kulturell eingebetteter und grundsätzlich positiver Form jedes Jahr mit Silvester und seiner Frage nach Zielen wieder – vielleicht haben Sie ja Lust, mal mit diesem Satz in ein neues Jahr zu starten?

Einfach mal bis Ende des Monats innehalten, wenn Sie mit sich nicht zufrieden sind und in eingefleischte Muster strenger Selbstanalyse verfallen. Gerade wenn Sie tief im Herzen wissen, dass Sie sich mit Selbstkritik bis hin zur Selbstdemontage die Lebensqualität nicht erhöhen, sondern zu häufig als Ihre stärkste eigene Feindin auftreten. Umgekehrt: Wie würden Sie reagieren, wenn Ihre beste Freundin oder Ihre Chefin oder Wildfremde so mit Ihnen reden würden? Welche Dialoge und Rückmeldungen erhoffen Sie sich eigentlich?

Oder spüren Sie – gut versteckt – in Wahrheit große Angst oder Unsicherheit? Versuchen Sie, sich selbst zu kritisieren, bevor jemand anders Fehler entdeckt und Sie gar als Windbeutel enttarnt?

Wie realistisch ist denn Ihre Selbsteinschätzung? Diese Frage hat tatsächlich etwas mit Aufrichtigkeit zu tun – machen Sie sich „vorsichtshalber“ extra klein aus Angst oder wertschätzen Sie sich so wie Ihr Umfeld? Wie würde Ihr bester Freund mit der Erfahrung jahrelanger Beobachtung dazu sagen? Ja, da wären wir schon wieder in einem ganz anderen Themenfeld für Coaching als eine Reduktion von Fehlern. Auf jeden Fall nichts, was durch mehr Selbstkritik weniger würde. Und nein, wenn Sie sowieso zu hohem Eigenantrieb neigen, brechen Sie sich mit so einem Perspektivwechsel nicht selbst Ihre Erfolgsserie ab. Sie sorgen höchstens für mehr Nachhaltigkeit und mehr Sozialverträglichkeit (siehe z.B. Beitrag „Irren ist menschlich I„). Aber dazu dann mehr im nächsten Beitrag.

 

 

Weitere Beiträge zu Perfektionismus:

Perfektionismus im Team

Provokanter Perfektionismus

Irren ist menschlich I

I intend to give up self criticism for 30 days.

What if change was very simple? More a state than an effort? Something you need to allow your mindset to take in instead of a set of exercises and interventions you have to go through?

 

Disclaimer: Klar, klassische Couch-Potato-Themen wie Gewichtsregulation, das Aufgeben von Rauchen, wöchentlicher Sport usw. profitieren sehr von klassischen Programmen mit viel Selbstdisziplin, Fokus auf Motivation und ehrlicher Kontrolle inkl. Waage, Spiegel und Wochenplan. Dafür gibt es auch hervorragende Ansätze und viel Forschung. Sollten Sie zweifeln, in welchen Bereich Ihr Thema fällt, sprechen Sie uns gerne an! 😉

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