Umgekehrter Neujahrsvorsatz macht ausgeglichen und beliebt
Ich beabsichtige, für 30 Tage Selbstkritik aufzugeben.
Als Fortsetzung des vorherigen Beitrags nun ein Blick auf positive Folgen dieses ungewöhnlichen Neujahrsvorsatzes. Der erste, sachliche Aspekt ist die Frage: Wie realistisch ist die Selbsteinschätzung? Gerade bei sehr motivierten, sehr engagierten, idealistischen oder perfektionistischen Menschen klaffen innere Dialoge und ihre Vorwürfe doch weit auseinander mit dem, was eine beste Freundin mit der Erfahrung jahrelanger Beobachtung sagen würde. Oder was wir selbst von anderen als Urteil akzeptieren würden oder vertragen könnten. Letztendlich erinnert manche Selbstkritik doch an einen Kriegszug mit uns selbst. Ein innerer Unfrieden. Dafür mag es gute Auslöser in der Vergangenheit geben. Aber selten ist es etwas, was im hier und jetzt wirklich durch mehr Selbstkritik zu beheben ist.
Sie gewinnen viel, wenn Sie sich entscheiden, solche destruktiven inneren Stimmen – idealerweise geduldig und liebevoll – in Schranken echt nützlicher Analyse zu weisen. Beispielsweise nach einem Beinahe-Unfall oder als ehrliche Wochenrückschau von 15 Minuten. In der übrigen Zeit haben Sie dann Ihren Kopf und Energie frei für Ihre wirklichen Ziele zur Verfügung. Statt für lediglich eingefahrene Verhaltensmuster zu bedienen ohne bewusste Wahl. Negativ-Affirmationen bzw. Urteile sind problem- statt lösungsorientiertes Denken und rauben mehr Kraft, als dass sie nutzen. Stattdessen sind Sie selbst nun entspannter und ausgeglichener, was Ihre Gesundheit verbessert und den Kontakt mit Ihren Mitmenschen. Das ist für alle Beteiligten angenehmer. Wenn Sie die Wahl haben, mit einem gut gelaunten Kollegen zusammen zu arbeiten oder mit einer Muffelkopf-Person, für wen entscheiden Sie sich? Ja, genau. Und andere freuen sich ebenso. Ganz nebenbei werden Sie also nicht nur selbst lösungsorientierter, sondern gewinnen auch noch motivierte Mitstreiter für Ihre Projekte. Einfach nur, weil es mehr Spaß macht, mit jemanden ausgeglichenen zusammen zu arbeiten. Und gemeinsam mehr Erfolg zu genießen, als 90% der Selbstkritik je hätte bescheren können.
Hintergrund: Traditionell wird dieser liebevolle Blick in vielen buddhistischen Schulen praktiziert. Ein Klassiker und mittlerweile auch wissenschaftlich als wirksam erwiesener ist die Metta-Meditation („Liebende-Güte-Meditation“). Ihr liegt diese liebevolle, wohlwollende Haltung zu Grunde, eben auch sich selbst gegenüber statt kritischer Sätze. Klassisches Pendant im Christentum ist das Doppelgebot der Liebe „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst(3. Mose 19,18)“, welches häufiger auch als Aufforderung zur Selbstliebe interpretiert wird. Denn wie soll man nachhaltig anderen wohlgesonnen sein, wenn man sich selbst nicht leiden kann? Funktioniert also auch prima ohne jeglichen spirituellen Anspruch.
Für Hamburger ist eine von vielen guten Anlaufstellen für diese Ausrichtung mein Coach-Kollege Marc Kärner mit seinen Kursen zu MBSR und Achtsamkeit.
Weitere Beiträge zu Perfektionismus:
„Waffenstillstand“ mit sich selbst als Neujahrsvorsatz
I intend to give up self criticism for 30 days.
What if change was very simple? More a state than an effort? Something you need to allow your mindset to take in instead of a set of exercises and interventions you have to go through?
So don’t put too much energy in harsh judgments (of yourself and of course of others). Focus instead of how you want to feel when you reach your goal. And keep a fair balance of your work with the openness towards advances that might come to you for free.
Guess what: People are much more likely to support you when you are clear about your goal than if you are whining about your faults (yes, they also pick up the difference when you try to do it silently).