Selbstkritik abgeben?

Ich beabsichtige, für 30 Tage Selbstkritik aufzugeben.

Hui, noch eine Anmerkung zum Beitrag über Neujahrsvorsätze, Perfektionisten und Selbstkritik! Da gibt es doch tatsächlich ein verstecktes, aber gewaltiges Schlupfloch, dass sich eingefleischte Gewohnheiten suchen können: Die Umgebung und gute Freunde einladen, Kritik auszusprechen. Nur so, natürlich gut gemeint, vielleicht zwischen den Zeilen, vielleicht ganz ohne Aufforderung. Denn über Jahre war es ja ein stabiles Verhaltensmuster, ich habe mir ja auch ein entsprechend kritisches und perfektions-liebendes Netzwerk aufgebaut. Da bin ich jetzt wunderbar weit, lasse Selbstkritik immer häufiger fallen und stoppe meine Gedanken, aber… im Gespräch mit meiner Freundin frage ich sie ganz automatisch zu ihrer Meinung zu meinem Verhalten oder sage ihr, was ich an ihrem (anderen) Verhalten so toll finde. Provoziere die versteckte Reaktion oder sogar ausdrückliche Antwort: „Wenn Du es gut findest, warum machst Du es dann nicht einfach so wie ich? Ich hätte da einen Ratschlag…“! Ich gebe also sozusagen die Aufgabe der Selbstkritik ab, delegiere sie an Freunde.

Spannend. Also geht das Projekt „Selbstliebe“ in die nächste Runde. Wie kann ich wirklich liebevoll auf mich schauen und mich in meinem Tempo begleiten? Ist jetzt so ein Artikel nicht auch schon wieder eine Selbstkritik? Zumindest ja eine Art Bauchnabelschau.

Also zurück zur Coaching-Perspektive: Was funktioniert denn schon gut? Was hilft? Wo empfinde ich Begegnungen als liebevoll? Wo kann ich mich selbst gut annehmen? Welche Konzepte helfen denn im Projekt Selbstliebe?

Hilfreich empfinde ich den Fokus auf die Freude. Wo wird die Energie höher? Was z.B. teile ich sehr gerne mit meiner Freundin – was könnte stattdessen ein super angenehmes Thema sein für unseren nächsten Kontakt? Wo haben wir uns gegenseitig gestärkt?

 

Hintergrund: Traditionell wird dieser liebevolle Blick in vielen buddhistischen Schulen praktiziert. Ein Klassiker und mittlerweile auch wissenschaftlich als wirksam erwiesener ist die Metta-Meditation („Liebende-Güte-Meditation“). Ihr liegt diese liebevolle, wohlwollende Haltung zu Grunde, eben auch sich selbst gegenüber statt kritischer Sätze. Klassisches Pendant im Christentum ist das Doppelgebot der Liebe „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst(3. Mose 19,18)“, welches häufiger auch als Aufforderung zur Selbstliebe interpretiert wird. Denn wie soll man nachhaltig anderen wohlgesonnen sein, wenn man sich selbst nicht leiden kann? Funktioniert also auch prima ohne jeglichen spirituellen Anspruch.

Für Hamburger ist eine von vielen guten Anlaufstellen für diese Ausrichtung mein Coach-Kollege Marc Kärner mit seinen Kursen zu MBSR und Achtsamkeit.

Weitere Beiträge zu Perfektionismus:

Waffenstillstand“ mit sich selbst als Neujahrsvorsatz

Ausgeglichen und beliebt

Perfektionismus im Team

Provokanter Perfektionismus

Irren ist menschlich I

I intend to give up self criticism for 30 days.

Next step: Be aware of your surroundings! Maybe you are stopping yourself in criticism, but what about your friends? Are you still envying them for what they can and do, maybe even asking them for tipps, hoping they can show you a shortcut to what they are living? If yes, how does ist feel after you received a response  – are you motivated or do you feel talked down? If that is the case, maybe you want to focus on what you both can enjoy together, the fun, the laughter. And both feeling better after the contact 🙂

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