Ein mutiger Arzt!

Der Hamburger Dr. Johannes Wimmer beerdigte am 4.12.2020 seine kleine Tochter Maxi. Sie starb mit neun Monaten an einem seltenen Hirntumor.

Und statt sich zu vergraben bleibt er in seiner Rolle als TV-Arzt, der durch gute Kommunikation Leiden lindern möchte. Er spricht öffentlich über die Situation seiner Familie, den Schmerz, aber auch die schönen Momente, zeigt sich gerührt, verletzlich. Er findet Worte für eine Situation, auf die die Gesellschaft mit sprachlosem Schrecken reagiert. Das finde ich ausgesprochen mutig.

Wie Teresa Enke, die sich einen Tag nach dem Suizid ihres Mannes Robert Enke 2009 vor die Kamera stellt und das Thema „Depression“ enttabuisiert. Keine Gerüchteküche, keine Berührungsängste. Sondern die Chance etwas zu begreifen, was sonst im Bekannten- oder Kollegenkreis fremd bliebe. Und dafür setzt sich Teresa Enke mit ihrer Stiftung auch heute noch überzeugt ein.

Sie hätten auch „ihren Ruf schonen“ können und sich eine mediale Auszeit erbitten. Sie tun aber genau das Gegenteil, weil sie wissen, das ihr Erleben wichtig ist. Selbst wenn dieses Schicksal in sich vielleicht keinen Sinn hätte, sie können ihm aktiv einen geben. Man könnte auch sagen: Sie gehen mit der Liebe zum Leben, trotz des Todes. Statt Rückzug wenden sie sich noch bedürftigeren Mitmenschen zu. Aber wichtig: Sie tun das nicht mit einer Fassade von Stärke, sondern unmittelbar aus ihrer Betroffenheit heraus.

Mut mit Tränen

Sie entscheiden sich mutig zu einer Solidaritätsbekundung mit „unberühmten“ Schicksalsgenossen. Sie berühren und unterstützen Menschen, die sich in ihrer Traurigkeit einsam fühlen. Und es ist ein mächtiger Anstoß zum Wandel. Auf einmal gibt es einen Anlass, einen Präzedenzfall, fast eine Anleitung, wie das Umfeld reagieren darf, muss oder kann.

Ein Gradmesser für den Effekt, und natürlich ein machtvolles Instrument für weitere Unterstützung von betroffenen Familien sind die Spenden, die durch den Einsatz ihres guten Rufes gesammelt werden können. So kommt das Ergebnis der Spendengala „Ein Herz für Kinder“ ohne weitere Worte aus: fast 26 Millionen Euro. Durch einen Auftritt. Durch Maxi Wimmer und ihre Familie.

Wer besonders mit Maxis Schicksal mitgeht, kann am Sonntag, 13.12.2020, um 19 Uhr für eine Stunde eine Kerze brennen lassen. Denn für verstorbene Kinder ist der 2. Sonntag im Dezember ein Gedenktag, an dem wir ihr Licht durch alle Zeitzonen reisen lassen können.

 

Brave tears
Germany’s popular TV-physician Johannes Wimmer lost his baby daughter to cancer. By talking bravely about it he raised tremendous awareness, solidarity for strained families – and 26 million euros for children’s health. How courageous!

 

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