Das nächste Level — Mitgliederversammlung des channel hamburg e.V.

Gerade komme ich aus dem lauen Sommerabend am Wasser von der Mitgliederversammlung des channel hamburg e.V.. Der Verein begleitet seit Jahren die wirtschaftliche Entwicklung des Binnenhafens als modernsten Arbeits- und Lebensraums Harburgs. Die ersten Jahre seien von einer entsprechenden „Goldgräberstimmung“ geprägt worden. Denn schließlich gibt es (außer vielleicht in Berlin nach der Wende) selten so große, zusammenhängende Flächen für Wirtschafts- und Investitionsprojekte. Und dann noch so nah dran am Zentrum einer Weltstadt!

Und dieses Jahr? Es scheint der Sprung aufs höhere Level anzustehen.

Bewusstes Gestalten als nächste Entwicklungsstufe.

Ganz deutlich werden Schwerpunkte anders gesetzt, weg von Messen für Immobilien-Mammut-Projekte (expo real München) hin zu Initiativen, die auch die alteingesessene Bevölkerung, das Umland und Tourismus miteinbinden. Natürlich ist der Verein auch Förderer der Flüchtlingshilfe Binnenhafen. Und die jährliche Nacht der Lichter (nächster Termin 21.09.2018) ist sowieso eine Institution. Gleichzeitig bin ich gespannt, was sich als neues Profil weiter entwickeln wird. Ganz klar wollen wir Leben und Qualität, den Brückenschlag zum etablierten Stadtkern. Die Entwicklung des Binnenhafens soll handfester, lebensnaher sein als die der Hafencity in Hamburg. Deshalb stellt sich der Vereinsvorstand nun andere Fragen. Fragen nach Inhalten, nach Zielen. Präsentiert werden nicht mehr die Grafik der Quatratmeterkosten für Investoren, sondern Grafiken für Hauswände, für die Sponsoren gesucht werden. Spannend, diesen Wandel mitzubekommen.

Mitgliedsversammlung Channel eV Brinksma

Interessanterweise spiegelte sich dieses Thema „Übergang und Ziele“ als ein Aspekt der Organisationsentwicklung in allen Facetten des Abends wider, der persönlichen Atmosphäre, den begleitenden Gesprächen und dem Impulsvortrag: Als ihr Präsident präsentierte Prof. Dr. Ed Brinksma das Wachstumskonzept der Technischen Universität Hamburg (TUHH), die fest in Harburg verwurzelt ist. Als geborener Holländer ließ er die Perspektive einfließen, dass Wachstum sich nicht an Zahlen festhalten sollte. Stattdessen sieht der habilitierte Informatiker eine gelungene Profilbildung und Setzen von Schwerpunkten als Schlüssel. Gerade, wenn man dies geschickt kombiniert durch Kooperationen, wie z.B. mit dem Fraunhofer Institut und natürlich auch mit der Universität Hamburg. Dann geht es auch ohne Exzellenz-Initiative, weil Ressourcen effektiv eingesetzt werden, ohne ein einseitiges Konzept als „Monokultur“ teuer mit der Gießkanne zu versorgen. Also ganz simpel die klassische Coaching-Frage:

Wohin möchte ich mich (als Universität, aber auch als Mensch) entwickeln? Welche Ziele habe ich? Und wer kann mich dabei unterstützen?

Ebenso kamen etliche Gespräche des anschließenden geselligen Beisammenseins in der Fischhalle Harburg immer wieder zu diesen Grundthemen der Ziele im Wandel zurück. Wenn mein Unternehmen weiter wächst, was ändert das an der Firmenkultur, wie will ich mich dann ausrichten? Was ändert sich gerade in der Arbeitswelt durch Impulse wie Digitalisierung, „Vertrauens-Urlaub-Konzept“, Elternzeit auch für Väter und bedingungslosem Grundeinkommen? Wie will ich als Arbeitgeber damit umgehen, und als Individuum?

Klar war auch an diesem Abend, dass diese Entwicklungen neben ihrem Potenzial Aufwand bedeuten, Aufmerksamkeit binden. Denn Freiheit bedeutet auch, mehr wählen zu müssen. Und das kann Kraft und Energie kosten. So dass manche dann gerne wieder die Freiheit dem Vorgesetzten in die Hände legen, damit sie nicht die Qual der Wahl haben. Oder, was gerne vergessen wird: Damit sie sich keine Vorwürfe machen, aber nicht nur gegenüber sich selbst, sondern auch für das Unternehmen. Denn ein oft unterschätzter Aspekt ist die soziale Kontrolle bis hin zu Konzepten der „indirekten Steuerung„. Das ist sozialer Stress pur. Aber, soviel sei verraten, dafür gibt es professionelle Techniken. Das Ganze mit Abstand zu betrachten und in den Austausch zu gehen ist zumindest ein erster Schritt, das Denken wieder zu befreien.

Also gibt es noch genug zu tun für Coaches und Organisationsentwickler. Natürlich bringt Wandel, neudeutsch „change“, Dilemmata, die immer bedrohlicher werden, je mehr jemand krampfhaft wegschaut oder die einfache, vorschnelle Lösung sucht. Wer wider besseren Wissens hofft, dass sie durch ein Wunder nach Feierabend dauerhaft verschwinden, dessen Nächte werden zunehmend unruhig. Aber diese Herausforderungen bergen große Chancen, wenn eine Organisation wie der channel e.V. klar anvisiert und sich professionell und strategisch damit beschäftigt.

Dann gestalten wir Zukunft.

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