Zen und Stress: Wie geht ein Samurai mit Angst um?

Wie kommt es, dass ich Stress in meinem Leben zulasse?

Dieser Frage können Sie sich mit Achtsamkeit, also ganz bewusster, nicht-urteilender Aufmerksamkeit, nähern und erstaunliche Antworten entdecken.

Diese Fährte wies ein Vortrag zu „Achtsamkeit und Leadership — auf Basis der Weisheit der Samurai“ im Rahmen des letzten dvct Regionalforums für Hamburger Coaches am 04.04.2018. Der Referent Joachim Nickelsen praktiziert bereits seit 2009 intensiv die Zen-Meditation. Das hätte er lange Jahre selbst am wenigsten erwartet. Ursprünglich war er in einem ganz anderen Tempo unterwegs, als Start-Up-Gründer und Unternehmensberater. Viel eigene Erfahrung klingt durch, als er zum Thema Stress eine prägnante These formuliert:

Stress ist die gesellschaftlich akzeptierte Form von Angst

— Joachim Nickelsen

Konsequenterweise integriert er diesen Ansatz ganz konkret in seine Coachings und bietet Seminare mit Zen-Meditationen an, auch für Firmen. Für Neugierige: Den live-Impulsvortrag gibt es als 6-Minuten-Video zum Anschauen auf seiner Website!

 

Vieles von diesem jahrelangen Weg lässt sich nicht in Worte packen, und schon gar nicht simpel abkürzen. Und dennoch können wir immerhin eine Vorstellung von der resultierenden Haltung gewinnen, wenn wir das Bild eines Samurai vorstellen. Ganz sicher geht er anders um mit Angst, würde „Stress“ anders definieren als wir heutzutage. Was können wir von ihm lernen?

An jenem Abend hatten wir die Gelegenheit, diese Stimmung so non-verbal, ohne Worte, auf uns wirken zu lassen. Unsere Gastgeber im Hansa Dojo in Hamburg-Rothenburgsort beschenkten uns unter der Leitung von Norbert Rübenkamp mit ihren „Katas“. Das sind konzentrierte ritualisierte Bewegungsabläufe, die etwas von dieser Geistesschulung erahnen ließen.
Was z.B. die Vorstellung mit einem macht, man würde sich selbst den tödlichen Schwerthieb verpassen. Nicht als Bestrafung, sondern als Erinnerung. An Wachsamkeit, an unsere eigene Menschlichkeit, sowohl an die Lebendigkeit als auch an die Bescheidenheit. Wir müssen und werden nicht immer die besten sein, auch andere besitzen weit entwickelte Fähigkeiten. Und einfach als Gewissheit, dass auch unser Leben begrenzt ist. Glücklicherweise meistens aus anderen Gründen als zu Entstehungszeiten des IAIDO, dieser Schwertkunst der Samurai.
Bei der demonstrierten Einheit von Körper und Geist ist es nicht verwunderlich, dass die Haltung sich in den einzelnen japanischen Silben (laut Wikipedia) des IAIDO widerspiegelt:

i heißt anwesend sein, auch mental,
ai steht für passen, übereinstimmen, auch im Sinne von geistesgegenwärtigem Handeln und
do beschreibt in allen asiatischen Kampfkünsten den Weg, auch im intellektuellen Sinne.

 

Wenn Sie gerade zu gestresst sind für jahrelanges Training können Sie trotzdem folgende Übung ausprobieren:

Was stresst mich?

Nur mal angenommen, Angst steckte hinter dem Stress — wovor konkret fürchte ich mich, und wovor will sie mich bewahren?

Weiterhin angenommen, ich wäre ein mutiger, geschulter Samurai mit klarem Geist: Wie würde ich dieser Herausforderung begegnen?

Was würde ich ändern, was würde ich gelassen unbeachtet lassen?

Und, mit einem tiefen Durchatmen und Besinnen auf das Wunder unserer kleinen Existenz auf unserem Jahrmillionen alten blauen Planeten: Welche Bedeutung haben diese Ängste genau jetzt?

Vielleicht sehen Sie Ihren Stress danach ein wenig anders.

Und wenn nicht, können Sie sich immer noch auf Ihren Schreibtisch drauf stellen. (Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden)

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