Zwei Schritt vor, ein Schritt zurück (Gesundheitspolitischer Film)

Ein Traum:

Der Saal voller Menschen, der Film „Der Marktgerechte Patient“ läuft ab, andächtiges Schweigen. Nach einem tiefen Durchatmen entspinnt sich eine Diskussion, quer durch alle medizinischen Berufsgruppen, Altersstufen, Facharztrichtungen, politisch Aktive und Berufsökonomen, eigene Berichte als Patientin oder Angehöriger, und es wird aufmerksam zugehört. Neue Perspektiven entstehen im Raum, die es vorher noch nicht gab in den Köpfen. Der Film wird hinterfragt, gelobt, widerlegt, ist ein Kristallisationspunkt, um die allgemeine Kritik am Gesundheitssystem konkret zu machen.

Und nach Abschluss der Veranstaltung stehen noch Gruppen zusammen, verabreden sich für nächste Termine, um sich gemeinsam zu unterstützen. Einen Leserbrief aufzusetzen, dem Landrat zum Investitionsplan zu fragen, mit dem Betriebsrat die Bilanz und Komplikationsraten des letzten Jahres durchzugehen, vergessene, günstige Untersuchungsmethoden wieder neu im Krankenhaus zu verbreiten oder zu schauen, wie Gespräche mit Patienten in ruhigem Rahmen wieder besser möglich werden.

Damit kommen wir vom allgegenwärtigen, verständlichen Wehklagen und Beschweren dem Wunsch näher: Ein menschenwürdigeres Gesundheitssystem.

Auch wenn es nicht von heute auf morgen geht und auch wenn nicht jeder sich auf den Weg macht für einen Sach-Film an einem Feierabend mitten in der Woche.

Bei Coaching-Prozessen geht es ja auch um Visionen, daher male ich heute den Artikel in leuchtenden Farben.

Als nächstes dann die Frage der möglichen Wege zum Ziel: Was liegt in meinem Einflussbereich, was ist realistisch?

Einer der Schritte war, dass die IPPNW („Ärzte in sozialer Verantwortung“) diesen Film bei ihrem letzten Treffen tatsächlich gezeigt hat in der Heilandskirche. Eine kleine, aber sehr engagierte Gruppe von Ärzten war anwesend, die Hälfte kannte den Film noch nicht, die andere (auch ich) nahm neue Aspekte mit. Zum Beispiel, dass kommunale Träger sehr wohl Krankenhäuser bezuschussen dürfen, so lange es keine Konkurrenz gibt, die davon beeinträchtigt würde. Also genau Notaufnahmen, Geburtshilfe, Versorgung von Diabetikern, denn das gibt keine Gewinne im DRG-System.

Für das nächste Mal wünsche ich mir noch mehr und vor allem gemischteres Publikum, mit Krankenpflegern, jüngeren und BWLern. Wer weiß, was für neue Ansatzpunkte dann entstehen. Der Film „Der Marktgerechte Patient“ ist übrigens bestellbar für 20 Euro und darf dann auch zu nicht-kommerziellen Zwecken frei gezeigt werden. Dafür mache ich natürlich gerne Werbung, keiner will eine „Krankenhaus-Fabrik“. Wenn ich mich für „Gesundheitshäuser“ engagiere, in Kliniken coache, ist es auch in meinem beruflichen Interesse, dass hinterfragt, diskutiert und professionell nach Lösungen gesucht wird und auch abweichende Meinungen ausgetauscht werden. Bis wir also deutliche Fortschritte machen, werde ich weiter Werbung machen und jenseits von so Events die Augen offen halten für die vielfältigen Möglichkeiten im Alltag – das liegt in meinem Einflussbereich und ist realistisch.

 

Ankündigung des Films in meinen News:

Gesundheitspolitischer Film

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